Was ist der Unterschied zwischen Psychotherapie und psychologischer Beratung?
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Psychologische Beratung und Psychotherapie unterscheiden sich in ihrer Dauer, ihrem Fokus und ihrer Haltung. Psychologische Beratung ist meist eine kürzere Form der Unterstützung, die sich auf "gesunde Menschen" konzentriert. In Österreich wird der Begriff "Therapie" in der Regel Ärzten vorbehalten, die mit psychisch kranken Menschen arbeiten. Die Beratung zielt darauf ab, eher den "gesunden Menschen" eine unterstützende Hand zu bieten.
Da psychologische Beratung in erster Linie nicht für Menschen mit diagnostizierten psychischen Störungen gedacht ist, wird sie normalerweise nicht von Krankenkassen übernommen, da keine spezifische Diagnose vorliegt. Dennoch leisten Berater einen bedeutenden Beitrag zur allgemeinen Gesundheit, indem sie Präventiv- und Frühinterventionsmaßnahmen anbieten. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Gesundheitsprobleme zu verhindern und Menschen, die noch nicht krank sind, gesund zu halten.
Darüber hinaus kann Beratung als eine wichtige Zwischenlösung dienen, insbesondere, wenn Therapeuten und Psychiater lange Wartelisten haben und schnelle Unterstützung benötigt wird. Obwohl Berater nicht die primäre Diagnosestellung durchführen, können sie dennoch mit Menschen arbeiten, die bereits diagnostizierte psychische Erkrankungen haben. Die Beratung arbeitet da eher mit den gesunden Anteilen des Menschen, denn nicht alles in einem kranken Menschen ist krank, und hat somit das Potenzial, individuelle Stärken zu fördern, das Selbstwertgefühl zu steigern und Menschen auf eine langfristige Therapie gut vorzubereiten, so dass sie sich stark genug füllen und ihr tieferes Problem in der Therapie behandeln können.
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Der Ablauf der psychologischen Beratung ähnelt dem der Psychotherapie, aber Beratung ist in der Regel kürzer, da die Klienten meistens gesund sind. Die Anzahl der Sitzungen hängt vom Problem des Klienten ab, wobei größere Probleme oder viel Probleme längeren Beratungsprozess erfordern.
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Das Hauptziel der Beratung besteht darin, den Klienten so rasch wie möglich zur Eigenständigkeit zu verhelfen. In der Psychotherapie wird oft eine tiefgehende und langfristige Beziehung zwischen Therapeut und Patient angestrebt, die gelegentlich die Bindung zum Vater oder zur Mutter nachbildet oder ersetzt, was ein bedeutender Teil des therapeutischen Prozesses sein kann. Dies ergibt anfänglich Sinn, jedoch tendiert es auf lange Sicht dazu, die Entwicklung der Eigenständigkeit des Klienten zu verlangsamen.
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Die Bindung des Klienten an den Therapeuten kann für beide Seiten Vorteile haben, wie beispielsweise eine langanhaltende Beziehung und die Vermeidung von Einsamkeit. In einigen Fällen kann dies möglicherweise die einzige enge Bindung für den Klienten sein. Für den Therapeuten bietet es einen stabilen Einkommensstrom.
In der Beratung wird eine leicht abweichende Herangehensweise verfolgt. Hier steht vor allem die Idee der "Hilfe zur Selbsthilfe" und der Fokus auf die Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit des Klienten im Vordergrund, ebenso wie die Lösung des Problems. Während auch in der Beratung eine Beziehung zwischen Berater und Klient besteht, insbesondere bei einem längeren Beratungsprozess, ist diese Beziehung nicht zwangsläufig der Hauptzweck oder das Ziel der Beratung. Meine Kritik an die Beratung ist, dass sie manchmal eher zu schnelle Lösungen haben möchte und der Klient manchmal noch dazu nicht bereit ist. Andererseits, wenn er nicht aus seiner Komfortzone herausgeht, wird es sich nie was langfristig ändern. In Opferrolle die ganze Zeit zu bleiben - ist auch nicht das Ziel.
Für mich persönlich ist es von großer Bedeutung, die Eigenständigkeit des Klienten zu fördern, jedoch im richtigen Tempo. Ich halte es für entscheidend, geduldig genug zu sein, um dem Klienten Raum zu geben, seine eigene Lösung zu finden, die authentisch ist und ihm Freiheit schenkt. Es geht darum, lösungsorientiert zu bleiben und sicherzustellen, dass der Klient die bestmögliche Lösung für sich selbst entwickelt, aus seinem Inneren heraus.
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Versuch es!